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Die
Idee Beim unseren regelmäßigen Stammtischtreffen, federführend organisiert von Jürgen Böck (www.speckolores.de.vu), werden nicht nur Neuigkeiten und Tipps ausgetauscht. Es kam auch die Idee auf, ein eigenes Modell zu bauen – und zwar eines, das es bisher noch nicht in Großserie gegeben hat.
Vorbild Ein Euro light Kombi Liner XL des schwäbischen Aufbauherstellers Finkl sollte es sein. Mit dem 3a/3a-Hängerzug des Viehgeschäfts Anton Gribl aus Reutern (Landkreis Augsburg) war auch schnell ein prominentes Vorbild gefunden. Die örtliche Nähe zum Vorbild und guter Kontakt zum Besitzer haben sich als Glücksfall erwiesen. Das Vorbild für das Modell ist ein Actros MP2 2558 mit Finkl-Aufbau. Schon allein der Motorwagen bietet genügend Schwierigkeiten, die es zu lösen galt. Vom Anhänger ganz zu schweigen: z.B. Durchladetüren an der Front, Lowliner-Bereifung und eine gekröpfte Deichsel.
Fragen über Fragen Was die Umsetzung betrifft, erschien am Anfang vieles als schwer oder gar nicht machbar, denn der dreistöckige Aufbau hat viele filigrane Einzelheiten und sollte möglichst detailgetreu im Maßstab 1:87 dargestellt werden. Natürlich sollte auch auf vorhandene Modellbauteile zurückgegriffen werden können, wobei die Kompromisse den Gesamteindruck nicht beeinträchtigen sollten.
Umsetzung Erste Ideen gingen in Richtung Decals. Auch Fräsen war zwischendurch ein Thema, scheiterte aber dann an der mangelnden Detaillierung. Gute Erfahrungen mit Fotoätzteilen bei Eisenbahnmodellen brachten dann den ersehnten Durchbruch. Damit sollten auch die meisten Details gut machbar sein – und das brachte viel Euphorie bei allen Beteiligten. Die ersten Schritte waren Bilder vom Vorbild machen und messen, messen, messen! Alles wurde detailliert auch einer Skizze vermerkt, die auch für die spätere Ätzzeichnung ein wichtiger Anhaltspunkt war. Da wir keinen Grundkörper bauen wollten, auf den dann Fotoätzplatten aufgeklebt werden, fiel die Entscheidung für ein "Faltmodell". Das hat den Vorteil, dass der Aufbau mit wenigen Klebestellen auskommt. Als Muster diente ein erstes Papiermodell. Schon hier konnte man erkennen, dass die Proportionen gut getroffen sind. Die Erstellung der Ätzzeichung sowie die eigentliche Fertigung der Ätzplatine wurden dann bei einem Experten in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eine Ätzplatine vom Feinsten: Alle Teile des Modells wurden auf eine Neusilberplatte geätzt, denn Neusilber lässt sich gut biegen und ist stabiler als Messing. Alle Sicken, Vertiefungen und Klebefalze wurden in der Höhe perfekt herausgearbeitet – von den Lüftungsgittern ganz zu schweigen.
Ab in die Werkstatt! Mit einer Schneidpinzette konnte man die einzelnen Teile sauber aus der Platine heraustrennen. Das A und O für die weitere Verarbeitung sind jedoch Ätzteil-Biegehilfen. Auch Zangen und scharfe Kanten können hier keinen Ersatz bieten. Ist eine Kante erst mal unsauber oder rundlich, ist sie kaum mehr zu retten. Die Biegegeräte sind nicht billig, aber unverzichtbar. Und: Für einen Viehtransporter braucht man so alle denkbaren Größen! Die Aufbauten wurden an der Stirnseite überlappend zusammen geklebt. Der Wassertank an der Front des Motorwagens verdeckt im Modell auch gleich noch die Nahtstelle. Das Dach wurde aufgesetzt und mit den oberen Falzen des Aufbaus verklebt und brachte Stabilität. Die Kotflügel und Staukästen sind mit in den Aufbau integriert. Die geöffneten Lüftungsgitter könn(t)en auch geschlossen dargestellt werden. Ich habe mich dagegen entschlossen. Dann hätte man die filigranen Lüftungsgitter nicht mehr sehen können.
Herpa-Grundmodelle Ich hatte zwei Ätzplatinen. Also musste neben dem Actros noch eine zweites Fabrikat her: dann wohl ein Scania. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann zudem (um)entschlossen, den Actros nah am Vorbild, aber nicht als Gribl-Modell zu bauen. Als Grundmodelle dienten, teilweise aus der Bastelkiste: Scania: - Herpa Scania R Highline Fahrerhaus mit Windleitblechen und Dachspoiler - Herpa Scania Fahrgestell 4er-Reihe 3-achs (7,45m) - Herpa Grundplatte für Aufbauten (7,45m) - Herpa No. 052467 Scania Rammschutz für 4er-Reihe - Herpa No. 051927 Lampenbügel stehend - DS-Design No. DC-ZL065 Stahltank Jumboausführung Actros: - Herpa Mercedes-Benz Actros LH MP2 Fahrerhaus mit Windleitblechen und Dachspoiler - Herpa Mercedes-Benz Fahrgestell Actros MP2 3-achs (7,45m) - Herpa Grundplatte für Aufbauten (7,45m) - Herpa No. 052740 Lampenbügel hängend - DS-Design No. DC-ZL065 Stahltank Jumboausführung Anhänger: - 2x Herpa No. 076135 Goldhofer TU3 Anhänger - 2x DS-Design No. DC-ZL020 Zusatztank für Kühlauflieger oder -anhänger - Herpa No. 052702 Radsatz "Meusburger" verchromt
Umbaumaßnahmen
Bei den Motorwagen musste das Fahrgestell zwischen Vorder- und Antriebsachse geringfügig gekürzt werden, um den richtigen Radstand (4,50 m zwischen Vorder- und Antriebsachse) zu bekommen und damit die Aufbauten passgenau aufsetzen zu können. Gleiches gilt für die bekannten Herpa Grundplatten für Koffer- und Planenaufbauten, auf diese die Aufbauten mittels eines eingeklebten Kunststoffstreifens gesetzt wurden und fortan als Verbindung mit den Fahrgestellen dienen. Der FINKL Euro light Kombi Liner XL ist ein dreistöckiger Viehtransporter. Also mussten neben der Grundplatte noch 2 Zwischenböden ergänzt werden. Ansonsten würde man durch die Lüftungsgitter in die „Leere“ blicken. Für absolute Perfektionisten wäre sogar die Darstellung der Inneneinrichtung denkbar. Dank Schleifmaschine kein Problem war, die Windleitbleche der Actros Kabine auf die (im Herpa-Programm nicht vorhandene) kurze Version für Hängerzüge abzuschleifen. Hinter das Fahrerhaus muss nur der Wassertank passen, mehr aber auch nicht. Die Anhänger wurden auf gekürzten Goldhofer TU3 Tiefladeanhängern aufgebaut, deren Bereifung (nur die Felgen wurde gegen die verchromte Meusburger-Variante getauscht) und Deichseln auch übernommen werden konnten. Allerdings waren sowohl in der Mitte als auch am hinteren Ende jeweils zwei Schnitte notwendig, um den Tieflader auf die richtige Länge zu bekommen. Die Heckblende mit Rückleuchten etc. konnte passenderweise übernommen werden. Die relativ kleinen Herpa-Tanks wurden abgetrennt und durch größere Ressin-Tanks in Jumboausführung getauscht.
Lackierung Wenn das Modell nicht mechanisch belastet wird, könn(t)en die Neusilber-Teile ohne Grundierung lackiert werden - eine gründliche Reinigung vorausgesetzt. Ich habe aber dennoch grundiert. Zur Wahl kamen unterschiedliche Decklacke: Scania: - Tamiya X10 „Gun Metal“ für Fahrerhaus und Aufbau - Tamiya X11 „Chrom silber glänzend“ für das Fahrgestell, etwas mattiert Actros: - Gunze H89 „Grünmetallic“ für Fahrerhaus und Aufbau - Tamiya X1 „Schwarz glänzend“ für das Fahrgestell, etwas mattiert Für den Gloss-Effekt dieser auch im Original meist herausgeputzten Fahrzeuge verwendete ich Gunze H30 „Klarlack glänzend“. Die verchromten Tankhalterungen entstanden aus fein geschnittenen Streifen eines Chomklebebands, welches ohne weiteres im Baumarkt erhältlich ist. Mit Klarlack versiegelt, entsteht eine perfekte Wirkung. Die Decals stammen von TL-Decals: - Fahrerhaus Dekor "Greif in Aktion" No. 1034 für den Scania und - „V8-Schriftzüge“ No. 3001 für den Actros. - Die Reflextafeln No. 1303 stammen ebenfalls aus dem Sortiment von TL-Decals. Vom Finish könnte man sich gut vorstellen, dass der Scania in Italien läuft. Wie bei den meisten Umbauten habe ich bewusst auf Spiegel und Kennzeichen verzichtet.
Danke! Auch dieses Projekt brauchte jemanden, der federführend die Leitung übernimmt. Sonst verlaufen sich vielen gute Ideen im Sand. Dass es das Viehtransporter-Modell nun wirklich gibt, verdanken wir vor allem dem großen Engagement, viel Leidenschaft und der Detailverliebtheit eines Stammtischler. Ganz herzlichen Dank!
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Josima |